Was meint man, wenn man Zuhause sagt? Wo ist man heimatberechtigt? Von Zagreb, Klagenfurt oder Wien nach Teheran ist es oft nur ein Gedankensprung. Da wie dort interessiert sich Anna Baar weniger für Schauplätze und angebliche Sehenswürdigkeiten als für das Geheime und Verheimlichte. Sie sieht genau hin, geht über Schmerzgrenzen, erzählt von der Großmutter, die im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis kämpfte und im jugoslawischen Bruderkrieg vor den eigenen Leuten in ihren Keller fliehen musste, von der einst schönen, bewunderten Frau, die sich als kranke Greisin nicht zurechtmachen lässt für die Freunde aus Kärnten. In ihren Erzählungen geht es um das Anderssein, um den Hass der Deutschkärntner gegen die Kärntner Slowenen und Jugoslawen, den Kindheitsduft von Mandeln und getrockneten Feigen, um Heimatstolz und Heimatscham, um die Erkenntnis, dass schöne Worte nicht taugen, das Schreckliche zu benennen (Wallstein 2022).
Anna Baar, 1973 in Zagreb geboren, Kindheit und Jugend in Wien, Klagenfurt und auf der dalmatinischen Insel Brac. Ihr Debütroman »Die Farbe des Granatapfels« und der Erzählungsband »Div n mit Schonbezug« standen je drei Monate, ihr Roman »Nil« zwei Monate auf der ORF-Bestenliste. 2022 erhält sie den Großen Österreichischen Staatspreis. Anna Baar lebt in Klagenfurt und Wien.
Eintritt: 7,- / 5,- EUR. Anmeldung unter tickets@literaturhaus-leipzig.de oder 0341 30 85 10 86
Veranstaltung des Literaturhauses Leipzig e.V. in Kooperation mit »meaoiswiamia - Österreichische Literatur on Tour« im Rahmen des Gastland-Auftritts Österreichs auf der Leipziger Buchmesse 2023